Über den Wert der Reparatur und diese Kampagne
Die Kampagne „Wert der Reparatur“ verdeutlicht anschaulich, welche Rolle die Reparatur in unserer Gesellschaft spielt. Damit stellt sie gleichzeitig dar, warum reparaturfördernde Maßnahmen und die Umsetzung eines universellen Recht auf Reparatur notwendig sind, um nachhaltiger mit unseren Ressourcen umzugehen und das Potential der Reparatur für lokale Wirtschaftsförderung, die Schaffung sozialer Räume und der Förderung technischer Mündigkeit in der Gesellschaft zu nutzen.Die Beiträge auf dieser Webseite stammen größtenteils von Mitgliedern des Netzwerks Runder Tisch Reparatur. Der Runde Tisch Reparatur vereint viele verschiedene Akteure aus Handwerk, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, die sich für ein Recht auf Reparatur einsetzen. Die Diversität der verschiedenen Beiträge und Akteure macht deutlich: Das Reparieren berührt und begegnet uns im Alltag auf vielfältige Weise, manchmal unbemerkt, manchmal sehr sichtbar, manchmal voller Frustration und manchmal voller Stolz. Es wird außerdem klar, dass die Reparatur ein wichtiger und oft unterschätzter Bestandteil unserer Wirtschaft ist und vieles zusammenhält.
> Mehr über den Runden Tisch Reparatur erfahrenUnser Hunger nach metallischen Rohstoffen wird durch Digitalisierung, Energiewende und E-Mobilität weiter befeuert. Der Abbau hat jedoch katastrophale Folgen für die Menschen vor Ort und treibt gleichzeitig den Klimawandel voran. Es ist deshalb dringend an der Zeit, unseren Rohstoffkonsum zu verringern. Reparatur leistet hier einen wichtigen Beitrag.
Handys, Bildschirme, Toaster, Autos sie alle bestehen aus metallischen Rohstoffen. Diese metallischen Rohstoffe werden zum größten Teil außerhalb Europas abgebaut, mehr als 99 % kommen nicht aus Deutschland. Insgesamt ist Deutschland weltweit der fünftgrößte Verbraucher metallischer Rohstoffe. Damit geht auch ein großer Wasserverbrauch einher. Ein Kilogramm Kupfer braucht beim Abbau fast 100 Liter Wasser. Der gesamte Wasserverbrauch für alleine das Metall Kupfer, was wir in Deutschland nutzen, beträgt 577 Millionen Badewannen. Das Wasser fehlt dann häufig für die Nutzung der Leute vor Ort. Gleichzeitig entsteht durch das Gold, was in einem Smartphone genutzt wird, 100 kg Abraum, d.h. Gesteinsreste, die anschließend auf Agrarland lokaler Bevölkerung deponiert werden und Böden verseuchen. Das beigefügte Bild einer Abraumhalde in Ghana zeigt dies sehr anschaulich. Nachdem die lokale Bevölkerung auf Grund des Bergwerkes zwangsumgesiedelt wurde, wurden auch ihre Felder durch den Abraum blockiert und die ihnen neu zugewiesenen Felder liegen nun so weit weg, dass sie sie kaum mehr nutzen können.
Der extraktive Sektor wurde von den Vereinten Nationen als einer der Sektoren genannt, in denen es die meisten Menschenrechtsverletzungen gibt. Gewaltsame Zwangsumsiedlung, mangelhafte Entschädigung, Verlust der Lebensgrundlage und Verlust des Zugangs zu sauberem Trinkwasser, dem Zugang zu Energie, Funde von Schwermetallen im Blut und ein Anstieg von Fehlgeburten und Krebserkrankungen im Umfeld der Minen werden häufig berichtet. Oft werden Proteste lokaler Bevölkerung, die durch Bergbau ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen, gewaltsam niedergeschlagen, anstatt dass ernsthaft nach einer Lösung für die lokale Bevölkerung gesucht wird. So wurde zum Beispiel in Peru die Gesetzgebung so geändert, dass Demonstranten, die um ihre Lebensgrundlage im Zuge neuer Bergbauprojekte fürchten als Terroristen diffamiert werden und ohne Strafverfolgung von der Polizei erschossen werden können. Darüber hinaus hat die NGO Global Witness immer wieder den Bergbausektor als den Sektor identifiziert, in dem es die meisten Morde an Umweltaktivisten und Menschenrechtsverteidigern gibt.
Während fossile Energieträger massiv eingespart werden können, steigt die Nachfrage nach metallischen Rohstoffen in Europa durch die Energiewende, Digitalisierung und E-Mobilität, wie auch durch das wirtschaftliche Wachstum vieler Volkswirtschaften und große Infrastrukturprojekte stark an. Unterdessen nimmt die Erzkonzentration an vielen Orten immer weiter ab und es muss immer mehr Gestein pro tatsächlichem Erz gehoben werden, um an die metallischen Rohstoffe zu kommen. Damit besteht auch in Zukunft das Risiko, dass die Auswirkungen auf Umwelt und Mensch pro Einheit Metall noch stärker zunehmen. Auch dringt der Bergbau immer weiter in Quellgebiete und Schutzgebiete vor, wie zum Beispiel in Chile und Peru.
Laut einer in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Studie war Bergbau von 2005 bis 2015 des Weiteren bereits für ca. 9 % der Abholzung im Amazonas-Gebiet verantwortlich und stellt damit eine Gefahr für die Erhaltung der Biodiversität dar. Eine Zahl, die darüber hinaus wenig bekannt ist, ist, dass schon jetzt der Rohstoffabbau und seine Weiterverarbeitung laut OECD 10 % der globalen Treibhausgasemissionen ausmachen.
All diese Zahlen machen deutlich, dass wir, um Menschen, Umwelt und das Klima zu schützen, unseren Konsum an metallischen Rohstoffen, die aus dem Boden gewonnen werden, massiv reduzieren müssen!
Um Rohstoffe einsparen zu können, müssen wir nur so viele Produkte nutzen wie nötig und die Rohstoffe unbedingt so lange wie möglich im Kreislauf führen, denn Recycling ist nach Reduktion und langer Nutzung nur der drittbeste Weg. Nach der Nutzung gehen, insbesondere durch die lückenhafte Sammlung, sehr viele Geräte dem Recycling verloren. Doch selbst wenn ein Smartphone die Recyclinganlage erreicht, wird von den rund 30 Metallen, aus denen ein Smartphone besteht, nur ein Bruchteil tatsächlich wiedergewonnen. Der Großteil der Rohstoffe geht bei diesem energieintensiven Vorgang für immer dem Kreislauf verloren. Dadurch, dass Rohstoffe in sehr und teils immer geringeren Mengen in einem Produkt vorhanden sind, verstärkt sich der potentielle Verlust darüber hinaus.
Der absolut größte Teil des sozialökologischen Fußabdruckes eines Gerätes, wie oben dargestellt, entsteht in der Herstellungsphase, insbesondere in der Phase des Bergbaus. Deshalb müssen wir die Produkte, die wir haben, so lange wie möglich nutzen. Wir sollten sie reparieren und pflegen, wenn sie kaputtgehen. Damit können wir sowohl das Klima schonen wie auch die negativen Auswirkungen vor Ort drastisch reduzieren. Das Klimaschutzpotential wird auch an folgendem Beispiel des Umweltbundesamtes deutlich.
Auch wenn Reparierende wahre Klima- und Ressourcenhelden sind, sind die Rahmenbedingungen für ihr Wirken noch mangelhaft. Zwar gab es auf europäischer Ebene zum Beispiel im Kontext des Ökodesigns erste wichtige Fortschritte und das Wort „Recht auf Reparatur“ fristet lange kein Nischendasein mehr, wie noch zu Gründungszeiten des Runden Tisches Reparatur. Doch sind wir noch lange davon entfernt, dass Reparatur politisch tatsächlich gestärkt wird und Reparieren annähernd so gut geht, wie es vor 20 Jahren ging. Inzwischen finden wir das Wort Recht auf Reparatur im Koalitionsvertrag und im Kreislaufwirtschaftspaket der EU-Kommission, doch muss die Umsetzung dieser Worte sich noch in der tatsächlichen Verbesserung der Situation niederschlagen. Deswegen ist es so wichtig, dass es den Runden Tisch Reparatur gibt, der sich in Zusammenarbeit mit Reparateur*innen, Repaircafés, Verbraucher*innen, Umweltschützer*innen und Forschungsinstitutionen für eine verbesserte politische Rahmensetzung der Reparatur einsetzt und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen und Menschenrechten leistet.
Johanna Sydow ist Mitgründerin des Runden Tisches Reparatur und Mitglied des Vorstandes. Außerdem leitet sie seit Ende 2022 das Referat Internationale Umweltpolitik bei der Heinrich-Böll Stiftung. Seitdem sie in Ghana und Peru die Auswirkungen des Bergbaus erforscht hat, setzt sie sich für die Reduktion unseres Rohstoffkonsums und für verantwortungsvollere Rohstofflieferketten ein. Zwischen 2014 und 2022 tat sie dies als Referentin für Ressourcenpolitik bei der NGO Germanwatch. Johanna Sydow hat Soziologie und Internationale Umweltpolitik an der Universität Bielefeld und der Unversity of Sussex studiert.
Unser Hunger nach metallischen Rohstoffen wird durch Digitalisierung, Energiewende und E-Mobilität weiter befeuert. Der Abbau hat jedoch katastrophale Folgen für die Menschen vor Ort und treibt gleichzeitig den Klimawandel voran. Es ist deshalb dringend an der Zeit, unseren Rohstoffkonsum zu verringern. Reparatur leistet hier einen wichtigen Beitrag.
Handys, Bildschirme, Toaster, Autos sie alle bestehen aus metallischen Rohstoffen. Diese metallischen Rohstoffe werden zum größten Teil außerhalb Europas abgebaut, mehr als 99 % kommen nicht aus Deutschland. Insgesamt ist Deutschland weltweit der fünftgrößte Verbraucher metallischer Rohstoffe. Damit geht auch ein großer Wasserverbrauch einher. Ein Kilogramm Kupfer braucht beim Abbau fast 100 Liter Wasser. Der gesamte Wasserverbrauch für alleine das Metall Kupfer, was wir in Deutschland nutzen, beträgt 577 Millionen Badewannen. Das Wasser fehlt dann häufig für die Nutzung der Leute vor Ort. Gleichzeitig entsteht durch das Gold, was in einem Smartphone genutzt wird, 100 kg Abraum, d.h. Gesteinsreste, die anschließend auf Agrarland lokaler Bevölkerung deponiert werden und Böden verseuchen. Das beigefügte Bild einer Abraumhalde in Ghana zeigt dies sehr anschaulich. Nachdem die lokale Bevölkerung auf Grund des Bergwerkes zwangsumgesiedelt wurde, wurden auch ihre Felder durch den Abraum blockiert und die ihnen neu zugewiesenen Felder liegen nun so weit weg, dass sie sie kaum mehr nutzen können.
Der extraktive Sektor wurde von den Vereinten Nationen als einer der Sektoren genannt, in denen es die meisten Menschenrechtsverletzungen gibt. Gewaltsame Zwangsumsiedlung, mangelhafte Entschädigung, Verlust der Lebensgrundlage und Verlust des Zugangs zu sauberem Trinkwasser, dem Zugang zu Energie, Funde von Schwermetallen im Blut und ein Anstieg von Fehlgeburten und Krebserkrankungen im Umfeld der Minen werden häufig berichtet. Oft werden Proteste lokaler Bevölkerung, die durch Bergbau ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen, gewaltsam niedergeschlagen, anstatt dass ernsthaft nach einer Lösung für die lokale Bevölkerung gesucht wird. So wurde zum Beispiel in Peru die Gesetzgebung so geändert, dass Demonstranten, die um ihre Lebensgrundlage im Zuge neuer Bergbauprojekte fürchten als Terroristen diffamiert werden und ohne Strafverfolgung von der Polizei erschossen werden können. Darüber hinaus hat die NGO Global Witness immer wieder den Bergbausektor als den Sektor identifiziert, in dem es die meisten Morde an Umweltaktivisten und Menschenrechtsverteidigern gibt.
Während fossile Energieträger massiv eingespart werden können, steigt die Nachfrage nach metallischen Rohstoffen in Europa durch die Energiewende, Digitalisierung und E-Mobilität, wie auch durch das wirtschaftliche Wachstum vieler Volkswirtschaften und große Infrastrukturprojekte stark an. Unterdessen nimmt die Erzkonzentration an vielen Orten immer weiter ab und es muss immer mehr Gestein pro tatsächlichem Erz gehoben werden, um an die metallischen Rohstoffe zu kommen. Damit besteht auch in Zukunft das Risiko, dass die Auswirkungen auf Umwelt und Mensch pro Einheit Metall noch stärker zunehmen. Auch dringt der Bergbau immer weiter in Quellgebiete und Schutzgebiete vor, wie zum Beispiel in Chile und Peru.
Laut einer in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Studie war Bergbau von 2005 bis 2015 des Weiteren bereits für ca. 9 % der Abholzung im Amazonas-Gebiet verantwortlich und stellt damit eine Gefahr für die Erhaltung der Biodiversität dar. Eine Zahl, die darüber hinaus wenig bekannt ist, ist, dass schon jetzt der Rohstoffabbau und seine Weiterverarbeitung laut OECD 10 % der globalen Treibhausgasemissionen ausmachen.
All diese Zahlen machen deutlich, dass wir, um Menschen, Umwelt und das Klima zu schützen, unseren Konsum an metallischen Rohstoffen, die aus dem Boden gewonnen werden, massiv reduzieren müssen!
Um Rohstoffe einsparen zu können, müssen wir nur so viele Produkte nutzen wie nötig und die Rohstoffe unbedingt so lange wie möglich im Kreislauf führen, denn Recycling ist nach Reduktion und langer Nutzung nur der drittbeste Weg. Nach der Nutzung gehen, insbesondere durch die lückenhafte Sammlung, sehr viele Geräte dem Recycling verloren. Doch selbst wenn ein Smartphone die Recyclinganlage erreicht, wird von den rund 30 Metallen, aus denen ein Smartphone besteht, nur ein Bruchteil tatsächlich wiedergewonnen. Der Großteil der Rohstoffe geht bei diesem energieintensiven Vorgang für immer dem Kreislauf verloren. Dadurch, dass Rohstoffe in sehr und teils immer geringeren Mengen in einem Produkt vorhanden sind, verstärkt sich der potentielle Verlust darüber hinaus.
Der absolut größte Teil des sozialökologischen Fußabdruckes eines Gerätes, wie oben dargestellt, entsteht in der Herstellungsphase, insbesondere in der Phase des Bergbaus. Deshalb müssen wir die Produkte, die wir haben, so lange wie möglich nutzen. Wir sollten sie reparieren und pflegen, wenn sie kaputtgehen. Damit können wir sowohl das Klima schonen wie auch die negativen Auswirkungen vor Ort drastisch reduzieren. Das Klimaschutzpotential wird auch an folgendem Beispiel des Umweltbundesamtes deutlich.
Auch wenn Reparierende wahre Klima- und Ressourcenhelden sind, sind die Rahmenbedingungen für ihr Wirken noch mangelhaft. Zwar gab es auf europäischer Ebene zum Beispiel im Kontext des Ökodesigns erste wichtige Fortschritte und das Wort „Recht auf Reparatur“ fristet lange kein Nischendasein mehr, wie noch zu Gründungszeiten des Runden Tisches Reparatur. Doch sind wir noch lange davon entfernt, dass Reparatur politisch tatsächlich gestärkt wird und Reparieren annähernd so gut geht, wie es vor 20 Jahren ging. Inzwischen finden wir das Wort Recht auf Reparatur im Koalitionsvertrag und im Kreislaufwirtschaftspaket der EU-Kommission, doch muss die Umsetzung dieser Worte sich noch in der tatsächlichen Verbesserung der Situation niederschlagen. Deswegen ist es so wichtig, dass es den Runden Tisch Reparatur gibt, der sich in Zusammenarbeit mit Reparateur*innen, Repaircafés, Verbraucher*innen, Umweltschützer*innen und Forschungsinstitutionen für eine verbesserte politische Rahmensetzung der Reparatur einsetzt und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz unserer natürlichen Ressourcen und Menschenrechten leistet.
Johanna Sydow ist Mitgründerin des Runden Tisches Reparatur und Mitglied des Vorstandes. Außerdem leitet sie seit Ende 2022 das Referat Internationale Umweltpolitik bei der Heinrich-Böll Stiftung. Seitdem sie in Ghana und Peru die Auswirkungen des Bergbaus erforscht hat, setzt sie sich für die Reduktion unseres Rohstoffkonsums und für verantwortungsvollere Rohstofflieferketten ein. Zwischen 2014 und 2022 tat sie dies als Referentin für Ressourcenpolitik bei der NGO Germanwatch. Johanna Sydow hat Soziologie und Internationale Umweltpolitik an der Universität Bielefeld und der Unversity of Sussex studiert.
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.